Tourdaten |
Datum |
Länge |
Aufstieg |
Abstieg |
Dauer |
Link |
01.11.2014 |
19,3 km |
475 m |
1.325 m |
9:30 h |
Réunion Tag 10 |
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Track Tag 10 |
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Dämmerung über den Wolken |
Nachdem wir den Piton des Neiges schon am Nachmittag des Vortages bestiegen haben und uns den Sonnenaufgang nicht vom Gipfel aus ansehen, können wir ein wenig länger schlafen als die meisten Anderen in unserem Zimmer. Bereits um 03:00 Uhr in der Nacht herrscht kurzzeitig Hochbetrieb, als die meisten Wanderer in Richtung Gipfel aufbrechen. Wir schlafen noch ein wenig, unser Wecker klingelt erst um 04:15 Uhr. Nachdem wir die wichtigsten Sachen (warme Klamotten) zusammengepackt und das Zimmer verlassen haben, schläft dort nur noch eine Person (von ursprünglich 15). Um 04:35 Uhr geht es dann los zu dem Aussichtspunkt, den wir uns Tags zuvor ausgesucht hatten. Am Horizont beginnt es zwar schon ganz leicht zu dämmern, aber der Sonnenaufgang ist noch eine Stunde entfernt. So sind wir tatsächlich auf Stirn- und Taschenlampen angewiesen, um die weißen Punkte am Boden nicht zu verlieren. Einmal kommen wir allerdings doch kurz vom Weg ab, bemerken dies aber gleich und korrigieren unseren Fehler schnell. Nach 30 Minuten sind wir dann auf unserem Aussichtsfelsen und warten auf den Sonnenaufgang.
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Sonnenaufgang |
Dieser verspricht leider nicht ganz so zu werden, wie erhofft, denn über dem Meer werden wir die Sonne nicht aufgehen sehen. Bis zum Horizont erstreckt sich unter uns eine große Wolkenfläche. Über den Wolken und auf 2.700 m Höhe ist es bitterkalt und wir ziehen so ziemlich jede verfügbare Schicht an Kleidung an, die wir mitgenommen haben. Nach einer halben Stunde warten und fotografieren ist der Sonnenaufgang um 05:35 gekommen und in den Sonnenstrahlen wird es direkt spürbar wärmer. Noch etwa 10 Minuten beobachten wir die aufsteigende Sonne und machen uns anschließend wieder auf den Rückweg zur Hütte und zum Frühstück. Da wir neben dem Zurückgebliebenen hier die einzigen Gäste sind, bekommen wir dieses dann auch als erste ausgehändigt.
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Cirque de Cilaos |
Gegen 07:30 Uhr haben wir dann schließlich unsrer Rucksäcke wieder komplett gepackt, gefrühstückt und sind bereit für den Abstieg nach Borug Murat. Von ein paar kurzen Stellen abgesehen geht es am heutigen Tag nämlich ausschließlich bergab, bis wir auf 1.600 m die Plaine des Cafres erreichen, in der unser heutiges Etappenziel liegt. Zunächst geht es wieder die wenigen Meter zurück, über die wir am Vortag zur Hütte gekommen sind. An der Abbruchkante zum Cirque de Cilaos entlang geht es dann - sehr felsig - in Richtung Süden. Dabei haben wir noch einmal die Chance, den Ausblick ins Kesselinnere zu genießen, bevor wir diesen Teil der Insel endgültig hinter uns lassen. Zumal das Innere so früh am Tag noch weitgehend wolkenfrei ist.
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Cavernes du Bras Chansons |
Schließlich heißt es aber Abschied nehmen und wir wenden uns nun ein wenig weiter in Richtung Osten, immer weiter bergab. Oftmals folgen wir dem Verlauf kleinerer Ablaufrinnen und der Weg wird schlammiger. Hin und wieder queren wir auch kurze, lichte Stellen mit Gras, allerdings muss man auch hier immer wieder aufpassen, dass man nicht im Matsch stecken bleibt. Von dem feuchten Untergrund abgesehen kommen wir allerdings gut voran. Der Bewuchs um uns herum wird nun auch wieder etwas höher, bis wir schließlich wieder von Pflanzen umgeben sind, die man fast schon als Bäume bezeichnen könnte. Und natürlich, wo größere Pflanzen wachsen können, dort ist auch mehr Erde und damit in unserem Falle: mehr Matsch. Als wir gegen 09:45 schließlich eine Stelle erreichen, an der ein (sauberer) Bachlauf unseren Weg oberhalb einer Höhle quert, machen wir kurz Pause, trinken etwas und putzen unsere Schuhe ein wenig.
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Großer Tenrek |
Schon nach wenigen Metern des weiteren Weges zeigt sich allerdings, dass dies heute vergebene Liebesmühe ist. Wir bewegen uns jetzt zwar nicht mehr direkt in Richtung des Wasserflusses, sondern unterhalb eines Grates entlang, wobei wir langsam wieder etwas an Höhe gewinnen. Der Wald wird nun immer dichter und nicht das erste Mal bin ich an Neuseeland erinnert: Der halbe Wald besteht hier aus Baumfarnen und anderen Farngewächsen. Hier entdecken wir dann auch unser erstes und einziges und bis dato unbekanntes Säugetier auf Réunion. Hinter einer Kurve wuselt plötzlich direkt neben dem Weg ein
Großer Tenrek durchs Unterholz. Zunächst denken wir, dass er direkt abhauen will, doch dieser scheint Touristen schon gewohnt zu sein und durchwühlt völlig ungestört weiter den Boden auf der Suche nach Würmern und Käfern. Da wir zu diesem Zeitpunkt den korrekten Namen des kleinen Säugers noch nicht kennen, wird dieser bei uns in der Folge meist als "Rüsseligel" bezeichnet.
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Bras de Sainte-Suzanne |
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Plaine des Cafres |
Kurze Zeit später erreichen wir dann den Grat und haben nun nicht mehr nur die Aussicht auf eine Ebene voller Farne links von uns, sondern auch rechts von uns einen steilen Abbruch, hinab zum Bras de Sainte-Suzanne. Wir bewegen uns aber weiter auf dem Grat in Richtung Osten, bis uns dieser schließlich in die Plaine des Cafres führt, eine Hochebene auf etwa 1.600 m Höhe. Noch befinden wir uns allerdings auf fast 2.000 m und so geht es, wieder einmal sehr schlammig, hinab zu Ebene. Die vielen, kreisrunden Hügel innerhalb der Ebene geben schon einen Hinweis darauf, dass wir uns schon am nächsten Tag in aktives vulkanisches Gelände begeben, denn hier trifft man schon auf die ersten inaktiven Nebenkrater. Auf etwa 1.700 Höhenmetern verlassen wir schließlich den Nationalpark auch wieder und wandern nun an Kuhweiden und Stacheldrahtzäunen entlang. Man könnte sich genauso gut im Alpenvorland befinden. Gegen 13:00 Uhr erreichen wir einen Wanderparkplatz und damit auch wieder eine geteerte Straße. Dieser folgen wir für etwa 2 km, bis wir schließlich an der Abzweigung des GR R2 in Richtung Piton de la Fournaise stehen. Leider gibt es hier aber keine Unterkunft und so sind wir gezwungen, der Straße noch einmal fast 3 km zu folgen, bis wir schließlich Bourg Murat erreichen. Ein Weg, dem wir am nächsten Morgen in umgekehrter Richtung wieder folgen werden.
Die
Unterkunft entschädigt uns allerdings ein Stück weit für diesen Umweg. Hier gibt es keine Gruppen-, sondern zwei Doppelzimmer und pro Zimmer eine warme Dusche. Auch der Gastgeber ist überaus herzlich und das Abendessen (3 Gänge) sehr gut!