Samstag, 27. Dezember 2014

Réunion Tag 10 - von der Gîte du Piton des Neiges nach Bourg Murat

Tourdaten
Datum Länge Aufstieg Abstieg Dauer Link
01.11.2014 19,3 km 475 m 1.325 m 9:30 h Réunion Tag 10

Track Tag 10
Dämmerung über den Wolken
Nachdem wir den Piton des Neiges schon am Nachmittag des Vortages bestiegen haben und uns den Sonnenaufgang nicht vom Gipfel aus ansehen, können wir ein wenig länger schlafen als die meisten Anderen in unserem Zimmer. Bereits um 03:00 Uhr in der Nacht herrscht kurzzeitig Hochbetrieb, als die meisten Wanderer in Richtung Gipfel aufbrechen. Wir schlafen noch ein wenig, unser Wecker klingelt erst um 04:15 Uhr. Nachdem wir die wichtigsten Sachen (warme Klamotten) zusammengepackt und das Zimmer verlassen haben, schläft dort nur noch eine Person (von ursprünglich 15). Um 04:35 Uhr geht es dann los zu dem Aussichtspunkt, den wir uns Tags zuvor ausgesucht hatten. Am Horizont beginnt es zwar schon ganz leicht zu dämmern, aber der Sonnenaufgang ist noch eine Stunde entfernt. So sind wir tatsächlich auf Stirn- und Taschenlampen angewiesen, um die weißen Punkte am Boden nicht zu verlieren. Einmal kommen wir allerdings doch kurz vom Weg ab, bemerken dies aber gleich und korrigieren unseren Fehler schnell. Nach 30 Minuten sind wir dann auf unserem Aussichtsfelsen und warten auf den Sonnenaufgang. 
Sonnenaufgang
Dieser verspricht leider nicht ganz so zu werden, wie erhofft, denn über dem Meer werden wir die Sonne nicht aufgehen sehen. Bis zum Horizont erstreckt sich unter uns eine große Wolkenfläche. Über den Wolken und auf 2.700 m Höhe ist es bitterkalt und wir ziehen so ziemlich jede verfügbare Schicht an Kleidung an, die wir mitgenommen haben. Nach einer halben Stunde warten und fotografieren ist der Sonnenaufgang um 05:35 gekommen und in den Sonnenstrahlen wird es direkt spürbar wärmer. Noch etwa 10 Minuten beobachten wir die aufsteigende Sonne und machen uns anschließend wieder auf den Rückweg zur Hütte und zum Frühstück. Da wir neben dem Zurückgebliebenen hier die einzigen Gäste sind, bekommen wir dieses dann auch als erste ausgehändigt.

Cirque de Cilaos
Gegen 07:30 Uhr haben wir dann schließlich unsrer Rucksäcke wieder komplett gepackt, gefrühstückt und sind bereit für den Abstieg nach Borug Murat. Von ein paar kurzen Stellen abgesehen geht es am heutigen Tag nämlich ausschließlich bergab, bis wir auf 1.600 m die Plaine des Cafres erreichen, in der unser heutiges Etappenziel liegt. Zunächst geht es wieder die wenigen Meter zurück, über die wir am Vortag zur Hütte gekommen sind. An der Abbruchkante zum Cirque de Cilaos entlang geht es dann - sehr felsig - in Richtung Süden. Dabei haben wir noch einmal die Chance, den Ausblick ins Kesselinnere zu genießen, bevor wir diesen Teil der Insel endgültig hinter uns lassen. Zumal das Innere so früh am Tag noch weitgehend wolkenfrei ist.
Cavernes du Bras Chansons
Schließlich heißt es aber Abschied nehmen und wir wenden uns nun ein wenig weiter in Richtung Osten, immer weiter bergab. Oftmals folgen wir dem Verlauf kleinerer Ablaufrinnen und der Weg wird schlammiger. Hin und wieder queren wir auch kurze, lichte Stellen mit Gras, allerdings muss man auch hier immer wieder aufpassen, dass man nicht im Matsch stecken bleibt. Von dem feuchten Untergrund abgesehen kommen wir allerdings gut voran. Der Bewuchs um uns herum wird nun auch wieder etwas höher, bis wir schließlich wieder von Pflanzen umgeben sind, die man fast schon als Bäume bezeichnen könnte. Und natürlich, wo größere Pflanzen wachsen können, dort ist auch mehr Erde und damit in unserem Falle: mehr Matsch. Als wir gegen 09:45 schließlich eine Stelle erreichen, an der ein (sauberer) Bachlauf unseren Weg oberhalb einer Höhle quert, machen wir kurz Pause, trinken etwas und putzen unsere Schuhe ein wenig.

Großer Tenrek
Schon nach wenigen Metern des weiteren Weges zeigt sich allerdings, dass dies heute vergebene Liebesmühe ist. Wir bewegen uns jetzt zwar nicht mehr direkt in Richtung des Wasserflusses, sondern unterhalb eines Grates entlang, wobei wir langsam wieder etwas an Höhe gewinnen. Der Wald wird nun immer dichter und nicht das erste Mal bin ich an Neuseeland erinnert: Der halbe Wald besteht hier aus Baumfarnen und anderen Farngewächsen. Hier entdecken wir dann auch unser erstes und einziges und bis dato unbekanntes Säugetier auf Réunion. Hinter einer Kurve wuselt plötzlich direkt neben dem Weg ein Großer Tenrek durchs Unterholz. Zunächst denken wir, dass er direkt abhauen will, doch dieser scheint Touristen schon gewohnt zu sein und durchwühlt völlig ungestört weiter den Boden auf der Suche nach Würmern und Käfern. Da wir zu diesem Zeitpunkt den korrekten Namen des kleinen Säugers noch nicht kennen, wird dieser bei uns in der Folge meist als "Rüsseligel" bezeichnet.

Bras de Sainte-Suzanne
Plaine des Cafres
Kurze Zeit später erreichen wir dann den Grat und haben nun nicht mehr nur die Aussicht auf eine Ebene voller Farne links von uns, sondern auch rechts von uns einen steilen Abbruch, hinab zum Bras de Sainte-Suzanne. Wir bewegen uns aber weiter auf dem Grat in Richtung Osten, bis uns dieser schließlich in die Plaine des Cafres führt, eine Hochebene auf etwa 1.600 m Höhe. Noch befinden wir uns allerdings auf fast 2.000 m und so geht es, wieder einmal sehr schlammig, hinab zu Ebene. Die vielen, kreisrunden Hügel innerhalb der Ebene geben schon einen Hinweis darauf, dass wir uns schon am nächsten Tag in aktives vulkanisches Gelände begeben, denn hier trifft man schon auf die ersten inaktiven Nebenkrater. Auf etwa 1.700 Höhenmetern verlassen wir schließlich den Nationalpark auch wieder und wandern nun an Kuhweiden und Stacheldrahtzäunen entlang. Man könnte sich genauso gut im Alpenvorland befinden. Gegen 13:00 Uhr erreichen wir einen Wanderparkplatz und damit auch wieder eine geteerte Straße. Dieser folgen wir für etwa 2 km, bis wir schließlich an der Abzweigung des GR R2 in Richtung Piton de la Fournaise stehen. Leider gibt es hier aber keine Unterkunft und so sind wir gezwungen, der Straße noch einmal fast 3 km zu folgen, bis wir schließlich Bourg Murat erreichen. Ein Weg, dem wir am nächsten Morgen in umgekehrter Richtung wieder folgen werden.
Die Unterkunft entschädigt uns allerdings ein Stück weit für diesen Umweg. Hier gibt es keine Gruppen-, sondern zwei Doppelzimmer und pro Zimmer eine warme Dusche. Auch der Gastgeber ist überaus herzlich und das Abendessen (3 Gänge) sehr gut!

Montag, 8. Dezember 2014

Réunion Tag 9 - von Cilaos zur Gîte du Piton des Neiges

Tourdaten
Datum Länge Aufstieg Abstieg Dauer Link
31.10.2014 13,1 km 1.910 m 640 m 9:10 h Réunion Tag 9

Tour Tag 9
Ausblick auf Cilaos
Nach einem Tag Pause geht es also am Freitag in Richtung des Gipfels der Insel und damit auch der Tour. Mit 3.071 m ist der Piton des Neiges der höchste Berg des indischen Ozeans. Übersetzt bedeutet sein Name so viel wie "Schneegipfel", auch wenn hier eigentlich nie Schnee liegt. An einigen Tagen des Jahres kann der Gipfel aber von Reif überzogen sein, der aus dem Tal dann wie eine Schneekuppe aussieht. Die Besteigung des Gipfels ist für diesen Tag aber eigentlich noch nicht (fest) eingeplant. Zunächst wollen wir bis auf ca. 2.500 m bis zur Hütte aufsteigen, um dann in der Nacht, pünktlich zum Sonnenaufgang, zum Gipfel hinauf zu steigen. Diese Variante scheint hier fast jeder Wanderer zu machen und wer sind wir, dies anzuzweifeln.
Aufstieg zum Kesselrand
Wir brechen an diesem Morgen gegen 7:30 Uhr an unserer Herberge auf und frühstücken, wie schon am Vortag, auf einem kleinen Platz vor dem Rathaus und neben dem Bäcker. Auf diese Weise sind wir dann schon um 7:50 Uhr auf dem Weg zum Aufstieg. Der GRR2 führt aus dem Ort hinaus zunächst zu einem Aussichtspunkt oberhalb von Cilaos, um dann wieder 150 m  abzusteigen, bevor es von einem Wanderparkplatz aus hinauf zur Hütte geht. Da wir (zurecht) davon ausgehen, während des Aufstieges ausreichend Aussichtspunkte zu erreichen, lassen wir diesen Abstecher links liegen und gehen direkt in Richtung Wanderparkplatz, welchen wir nach etwa 45 Minuten erreichen. Von hier aus sind es etwa 1.075 m permanenten Anstiegs bis man den Rand des Cirque de Cilaos und damit schließlich auch die Hütte erreicht. Da wir noch frisch und munter sind, ignorieren wir hier die Bänkchen und machen uns zügig an die Arbeit.

Aufstieg in den Wolken
Hütte in den Wolken
Der Weg führt zunächst durch recht dichten Wald und in unzähligen Serpentinen immer weiter bergauf. Mit zunehmender Höhe wird der Ausblick auf den Cirque de Cilaos und die Stadt immer besser. Allerdings ziehen von Minute zu Minute mehr Wolken über den Kesselrand ins Innere und trüben ein wenig den zuvor noch strahlend blauen Himmel. Aber dieses Schauspiel sind wir inzwischen ja zur Genüge gewohnt. Auf etwa 1.900 m erreichen wir um kurz nach 10 Uhr das Plateau du Petit Matarum. Hier liegt im etwas flacheren Gelände ein nicht bewirtschafteter Unterstand mit Quelle. Wir  stoppen zu einer kurzen Trink- und Müsliriegelpause, bevor es nach etwa 15 Minuten wieder weiter geht. Wirklich gemütlich ist es hier nicht und je höher wir kommen, desto kühler wird es nun auch. Nach dem Plateau geht es in den steilsten Bereich des Aufstiegs, aber die etwas kühlere Witterung hat auch ihr Gutes und wir kommen weiterhin zügig voran. Der Bewuchs wird spärlicher und immer öfter schaut der nackte Fels heraus. Allerdings befinden wir uns bald darauf in den Wolken, so dass wir nun auch keinen Ausblick in den Cirque de Cilaos mehr genießen können. Kurz nach 11:30 Uhr erreichen wir schließlich die Kante und können in etwa 150 m Entfernung bereits die Hütte sehen. Zumindest solange die Wolken gerade etwas weniger dicht sind. 5 Minuten später sitzen wir also auf einer Bank und lassen es uns bei einer Cola und einem Snickers gut gehen.

Weiße Farbe weist den Weg
Ostflanke des Gipfels
Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht, unsere Betten in Beschlag genommen und ein bisschen Karten gespielt haben, wird es uns aber allmählich langweilig. Hinzu kommt, dass die Hütte weiterhin in Wolken liegt und es dadurch außerhalb der Hütte empfindlich kühl ist. Zumindest solange man nicht in Bewegung ist. Nach nicht ganz zwei Stunden beschließen wir, einen kleinen Nachmittagsspaziergang zu machen. Nur mit Foto bewaffnet machen wir uns also auf den Weg, natürlich in Richtung Gipfel in der Hoffnung, in der Höhe ein wenig Sonne zu finden. So laufen wir dann in gemäßigtem Tempo durch das felsige Gelände, immer darauf bedacht, bei diesem "Spaziergang" nicht ins Schwitzen zu kommen. Wanderer, welche uns aus Richtung Gipfel entgegen kommen, treiben uns allerdings mit der Hoffnung auf Sonne, angeblich ab 2.900 m, weiter nach oben. Als wir nach etwa 50 Minuten "Spaziergang" ungefähr die Hälfte der Wegstrecke zum Gipfel hinter uns gebracht haben, wollen wir auch nicht mehr umdrehen. Dass dies die richtige Entscheidung ist, zeigt sich dann kurz später, als wir tatsächlich die Wolken hinter uns lassen und in strahlendem Sonnenschein in Richtung Gipfel wandern. Diesen erreichen wir schließlich gegen 15:10 Uhr.

31.10.2014, Piton des Neiges, 3.071 m

Blick zum Gros Morne im Norden
Ausblick nach Süden
Hier oben genießen wir ausgiebig die Sonne und da es noch relativ früh ist, zieht uns zunächst nichts wieder nach unten. Einen Ausblick gibt es hier zwar auch nicht wirklich, unter uns nur Wolken, aber im Vergleich zur wolkenverhangenen Hütte gewinnt der Gipfel hier allemal. Zumal die Felsformationen, welche über den Wolken zu sehen sind, auch hübsch anzuschauen sind. So sitzen wir etwa eine dreiviertel Stunde am Gipfel, unterhalten uns mit anderen Wanderern und vertreiben uns den Nachmittag. Gegen 16:00 Uhr machen wir uns wieder auf in Richtung Hütte und Abendessen. Der Abstieg ist auch in etwa einer Stunde geschafft und wir spielen nochmal ein wenig Karten, bis wir schließlich in den großen Speisesaal gelassen werden. Zu Reis, Fisch, Hühnchen und roten Bohnen, welche die Linsen ab jetzt zu ersetzen scheinen. Nach dem Essen geht es früh ins Bett, denn die Nacht wird kurz. Auch wenn wir uns entschieden haben, den Sonnenaufgang auf dem Gipfel sein zu lassen (diesen haben wir schließlich bereits erstiegen), wollen wir diesen doch draußen am Berg erleben. Dazu haben wir uns eine Stelle auf etwa 2.700 m ausgeguckt. Dies spart uns etwa eine Stunde und so stellen wir die Wecker auf 4:15 Uhr und gehen schlafen.

Gîte du Piton des Neiges in der Sonne

Dienstag, 2. Dezember 2014

Piton des Neiges

Piton des Neiges
Höhe 3.071 m
Lage Réunion, Frankreich, Indischer Ozean
Gebirge -
Typ Schildvulkan (erloschen)
Dominanz 2.767 km
Schartenhöhe 3.071 m
Besteigung
Datum Freitag, 31.10.2014
Ausgangspunkt Cilaos, 1.210 m
Route GRR2 & Sentier du Piton des Neiges
Steigung ca. 1.900 m
Dauer ca. 7:20 h
Tour ca. 13,1 km, ca. 1900 hm

Réunion Tag 8 - Ruhepause in Cilaos

Col du Taibit, von Cilaos aus
Kirche von Cilaos
Der 8. Tag der Tour ist gekommen und damit unser Tag zur Entspannung in Cilaos. Wir lassen es also ruhig angehen und schlafen erstmal aus. Erst gegen kurz vor 9 Uhr machen wir uns schließlich auf den Weg zu einem Bäcker um ein französisches Frühstück aus Pain au Chocolat und Croissant zu besorgen. Dieses wird dann gleich auf dem daneben gelegenen Platz verspeist. Danach geht es aber auch schon mehr oder weniger direkt zurück zu unserer Unterkunft. Dort werden die benutzten Klamotten endlich mal wieder richtig ausgewaschen, mit Rei aus der Tube. Die Unterkunft verfügt geschickter Weise auch über ausreichend Wäscheleine hinter dem Haus, so dass die Sachen in der Sonne trocknen können.



Linsenfest
flambierter Nachtisch am Abend
Nach noch ein wenig Entspannung in der Sonne geht es dann am frühen Nachmittag auf eine Runde durch den Ort. Wir besichtigen die Kirche, machen eine Snack-Pause an einem See, an welchem man Ruderboote leihen kann und laufen ansonsten einfach ein wenig durch das Dorf. Ohne Wanderschuhe! Ansonsten verläuft auch der Nachmittag recht ereignislos. Mehr entspannen in der Sonne, prüfen, ob die Wäsche schon trocken ist, begutachten der Karte und der Strecken der nächsten Tage und noch mehr Entspannung.
Am Abend geht es dann schließlich wieder ins selbe Restaurant wie schon am Vortag, anscheinend haben wir noch nicht genug von Linsen und Reis. Gegen 21:00 Uhr sind wir aber schon wieder zurück in unserer Unterkunft und gehen dann auch wieder zeitig ins Bett, denn die darauffolgenden Tage versprechen wieder anstrengend zu werden.

Montag, 1. Dezember 2014

Réunion Tag 7 - von Marla nach Cilaos

Tourdaten
Datum Länge Aufstieg Abstieg Dauer Link
29.10.2014 12,6 km 990 m 1.360 m 5:45 h Réunion Tag 7

Tour Tag 7
Am siebten Tag der Wanderung heißt es einerseits Abschied nehmen vom Cirque de Mafate, durch den wir nun die letzten vier Tage gewandert sind. Andererseits befinden wir uns nun wieder zurück auf dem GRR2 und werden diesen, außer für einen Abstecher auf den Piton de la Fournaise, bis zum Ende nicht mehr verlassen. Außerdem haben wir nach diesem Tag die Hälfte unserer Tour absolviert und kehren gleichzeitig wieder in die Zivilisation zurück. Das Ziel, Cilaos, ist tatsächlich eine kleine Stadt (~5.060 Einwohner), inklusive Anschluss ans Straßennetz von Réunion. Hier verbringen wir am nächsten Tag dann auch unseren Ruhetag, um nach den Anstrengungen der ersten Woche ein wenig aus zu spannen und außerdem einmal die Klamotten richtig aus zu waschen.
Blick zurück auf Marla
Am Col du Taibit
Der Morgen begrüßt uns wieder einmal mit blauem Himmel, aber über den Col du Taibit, unser erstes Zwischenziel des Tages, fließen schon die ersten Wolken in den Cirque de Mafate hinein. Nach dem Frühstück geht es gegen 8:45 Uhr los und direkt in den Aufstieg zum Col du Taibit, dem Pass zwischen Cirque de Mafate und Cirque de Cilaos, dem zweiten der drei großen Kessel von Réunion. An diesem Morgen ist das Wetter zunächst fast ideal und wir kommen sehr schnell voran. Außer für einige Fotos gehen wir ohne Pause bis zur Passhöhe und schaffen die ca. 480 Meter Steigung in einer knappen Stunde. Und das ganz ohne jammern über das Wetter. Am Col du Tainit selbst geraten wir dann fast schlagartig in die Wolken, welche den Cirque de Cilaos bereits fest im Griff haben und so entscheiden wir uns auch hier gegen eine Pause und machen uns direkt an den Abstieg.

Nebelwald
Cirque de Cilaos und Blick zum Meer
An einen Ausblick über den Kessel ist zunächst nicht zu denken, da wir uns mitten in den Wolken befinden. Dementsprechend ist es auch sofort merklich kühler und die Bewegung ist schon nötig, um in den nassen Sachen nicht zu frieren. Auch die Flora hat sich komplett verändert. Während sich im Aufstieg noch das gewohnte Bild von Bäumen und Sträuchern bot, kommen wir nun schon nach wenigen Minuten in einen regelrechten "Nebelwald". Die Bäume sind hier von oben bis unten von Moos und Flechten bedeckt und man bekommt den Eindruck, dass Sonnenschein auf dieser Seite des Passes mehr die Ausnahme ist, als die Regel. Nach einiger Zeit verlassen wir dann auch die Wolkendecke und können die ersten, eingeschränkten Blicke in den Cirque de Cilaos werfen. Noch sehen wir von der Landschaft nicht viel, aber mit als erstes sehen wir durch das Tal im Süden in der Ferne wieder das Meer. Auch der Bewuchs gleicht nun wieder deutlich mehr der gewohnten Umgebung aus dem Cirque de Mafate. Nach etwa zwei Stunden Abstieg und etwas über 800 Höhenmetern erreichen wir zum ersten mal seit Tagen eine geteerte Straße. Am dortigen Wanderparkplatz legen wir unsere erste größere Pause ein und essen und trinken etwas.


Cilaos vom Abstieg zum Bras Rouge
Cascade du Bras Rouge
Nach der Pause geht es weiter auf dem GRR2 . Wir befinden uns zwar schon fast auf Höhe von Cilaos, aber die Stadt liegt auf einem leichten Plateau und um dort hin zu gelangen müssen wir noch einmal rund 450 Meter zum Bras Rouge absteigen, um dann durch die Schlucht des Bras des Ètangs hinauf nach Cilaos zu gelangen. Nach dem ersten Stück des Abstiegs geht es allerdings zunächst in einem stetigen Auf und Ab durch das Tal in Richtung Süden bis wir dann ziemlich direkt und steil zu der Stelle absteigen, an der wir den Fluss überqueren. Wie schon am Tag zuvor gibt es hier einen größeren Wasserfall zu bestaunen, welcher sich an dieser Stelle abrupt durch den vulkanischen Fels gefressen hat. Die Stelle an sich ist zwar nicht so groß und beeindruckend, wie die bei Les Trois Roches, allerdings ist bei der Cascade du Bras Rouge der Wasserfall an sich deutlich besser zu sehen. Nach kurzer Sightseeing Pause geht es dann das gegenüber liegende Tal gemächlich nach oben, bis wir wieder die geteerte Straße erreichen. Dieser folgen wir ein paar Meter, um dann über einen Fußweg und unzählige Stufen und Serpentinen nach Cilaos hinauf zu gelangen. Dank GPS haben wir dort dann auch zügig unsere Unterkunft für die nächsten beiden Nächte gefunden und können erst einmal auf Pausenmodus schalten. 
Da es in dieser Unterkunft kein Abendessen gibt, können wir uns am Abend sogar ein Restaurant suchen und dort bestellen, auf was wir gerade Lust haben. Wir entscheiden uns für das (sehr zu empfehlende) Chez Noë, welches landestypische Küche serviert. Und so gibt es zu jedem Gericht als Beilage Reis und die typischen Lentilles de Cilaos.